Auf 400 Jahre Industriegeschichte blickt die Grube Wohlfahrt in Hellenthal-Rescheid zurück. Dem Heimatverein des kleinen Eifelortes ist es zu verdanken, dass das fast vergessene Bleierz-Bergwerk wieder lebendig wurde.
Der Eingang zu dem Museumsbereich.
20 Freunde der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Merkstein erlebten bei einer sachkundigen Führung die bewegte Historie der Grube und die unvorstellbaren Arbeitsbedingungen der Bergleute. Über mehrere Treppen ging es mit Schutzhelm in den „Tiefen Stollen“, der in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts mit wissenschaftlicher Unterstützung der RWTH Aachen und zahlreichen ehrenamtlichen Kräften freigelegt worden war.
Ein historisches Bild der Schachtanlage.
Seit 1993 Besucherbergwerk
Am 3. Oktober 1993 war es soweit: Das Besucherbergwerk Grube Wohlfahrt wurde feierlich eröffnet. 1000 Meter Strecke sind begehbar. Auf schmalem Pfad, immer entlang der Wasserführung, zu beiden Seiten das originale Gebirge, vermittelt dieser Weg realistische Eindrücke und Authentizität. Hin und wieder ein Blick in die Kriechgänge. „Hier wurden kleine Menschen eingesetzt, die auf den Knien arbeiten mussten“, so der Gästeführer. „Kinderarbeit gab es nicht“, versicherte er, um gleich anzufügen: „Aber mit 12 war man erwachsen!“
Im Stollen der Grube Wohlfahrt.
Licht gab es natürlich auch nicht. Einzige Lichtquelle waren Kienspäne und später die Karbidlampe.
Eisenerz in einem Seitensollen.
Bekannte Aachener Namen
Dabei hatte Wohlfahrt eine für die damalige Zeit erstaunlich moderne Entwicklung. 1543 zum ersten Mal erwähnt, der Graf von Reiferscheid ernennt einen Bergmeister, der Ordnung ins Schürfrecht bringt und die Abgabe des Zehnten an den Landesherrn sichert, werden schließlich ab dem 19. Jahrhundert Konzessionen an Unternehmerpersönlichkeiten vergeben. Die Grübe steht jetzt unter preußischer Verwaltung. Bekannte Namen der Aachener Historie treten auf: John Cockerill bekommt 1839 die Konzession.
Schon 1847 ist der Gutsbesitzer und Aachener Museumsgründer Berthold Suermondt Konzessionär auf Wohlfahrt. Er lässt die erste Dampfmaschine installieren, ist aber am schnellen Ertrag interessiert, betreibt Raubbau, bis die erschlossenen Erzvorräte am Ende sind. Folge: 200 Arbeiter werden entlassen. Soziale Absicherung in weiter Ferne!
Das sollte noch nicht das Ende sein. 1861 kauft der Brauereibesitzer Bernhard August Wirtz die Konzession und verpachtet sie an die englische Firma Continental Diamon Company. Die bringt die Grube auf Schwung; 1909 ist sie komplett elektrifiziert, wird noch einmal verpachtet an Felten Guilleaume, bis sie 1941 endgültig stillgelegt wird.
Ein authentisches Industriedenkmal im Herzen der Eifel, getragen von einem engagierten Heimatverein, der überregional Anerkennung verdient.